Predigt: Johannes 13, 1-35 - Lässt du dir dienen?

(Gehalten am Gründonnerstag 2025)

Kanzelgruß

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen! (nach 2. Kor. 13,13)

Einleitung

Liebe Geschwister, heute an Gründonnerstag feiern wir die Einsetzung des Heiligen Abendmahls durch unseren Herrn und Erlöser Jesus Christus.

Genau dieses Abendmahl hat in der Geschichte unserer Kirche schon viele theologische Diskussionen verursacht.

Keine Angst, vor euch steht keine kirchengeschichtliche Vorlesung, sondern nur ein kurzes Beispiel:

Martin Luther und Ulrich Zwingli lieferten sich 1524 den sogenannten Abendmahlsstreit.

Darin ging es beiden darum, wie Jesus uns im Abendmahl begegnet.

Zwingli sagte nämlich, dass Jesus im Abendmahl nicht wirklich dabei sein kann, weil er ja im Himmel ist!

Dies stand im starken Gegensatz zu Martin Luthers Meinung.

Er bestand darauf, dass das, was Jesus sagt, auch gilt: "Das ist mein Leib, das ist mein Blut.".

Dass also Jesus uns im Abendmahl ganz persönlich und nahe begegnet und uns an seine Tat am Kreuz erinnert.

Auf diese Meinung reagiert Zwingli mit: „Gleichzeitig auf der Erde und im Himmel?
Das geht doch nicht!“.

Genau um diese Nähe, um dieses „Wie ist Jesus für uns wirklich da?“ geht es im Grunde auch in der Geschichte, die uns der Evangelist Johannes überliefert.

Dort finden wir zwar nicht die Worte: „Nehmt und esst …“, aber genau dieselbe Nähe Jesu zu
seinen Jüngern.

Er wäscht ihnen die Füße – mit Händen greifbar, ganz real.

Dadurch wird klar, dass Gott uns so nah kommt, dass er uns berühren kann, und uns dient.

Viele würden vielleicht sagen: „Das geht doch nicht!“, so wie einst Zwingli es beim Abendmahl nicht fassen konnte.

Vielleicht kennst du diese Reaktion auch bei dir selbst, wenn es um bestimmte Glaubensaussagen des christlichen Glaubens geht: „Das geht doch nicht!“.

Und wenn wir uns den heutigen Predigttext anschauen, fällt uns auf, dass es auch Petrus – dem Anführer der Apostel Jesu – genau so ging.

Als Jesus vor ihm kniete und ihm die Füße waschen wollte, dachte sich Petrus nur:
"Was? Mein Rabbi, mein Meister? Der soll mir die Füße waschen? Das ist doch niederste Sklavenarbeit!"

Was ihn dann zu seiner Antwort bringt: "Das geht doch nicht!"

Bestimmt gibt es für dich auch Themen im Glauben, auf die du wie Petrus reagierst.

Da stellt sich dann die Frage: wie gehen wir damit um?

Sagen wir wie Petrus damals: "Das geht doch nicht!"
Oder lassen wir uns auf die dienende Liebe unseres Erlösers ein?

Hinführung zum Predigttext

Wir befinden uns in unserem Predigttext heute im Johannesevangelium, genauer gesagt in der Passionserzählung.

Johannes' Darstellung der Fußwaschung ergänzt die Abendmahlserzählung der anderen drei Evangelien.

Er erzählt uns hier nicht noch ein viertes Mal von der Einsetzung des Abendmahls.

Also "In der Nacht, da er verraten ward..." - Ich sage nichts, aber ihr wisst Bescheid.

Nein, er erzählt uns stattdessen von der Fußwaschung, die am genau gleichen Abend stattgefunden hat.

Und auch wenn Johannes nicht direkt vom Abendmahl mit Brot und Wein gesprochen hat, finden wir in seiner Erzählung der Fußwaschung trotzdem den Sinn des Abendmahls.

Die Fußwaschung zeigt uns: Jesus dient seinen Jüngern, also uns.
Er opfert sich ganz für uns auf und kommt uns dabei ganz nahe.

Jesus wollte seinen Jüngern mit der Fußwaschung seine große, sich demütigende, unendliche Liebe zeigen, um die es auch im Abendmahl geht.

Und wenn wir heute das Abendmahl als Geschwister in Christus feiern, kommt uns unser Herr in Brot uns Wein so nahe, als würde er uns die Füße waschen.

Biblischer & historischer Kontext

Aber lasst uns erst mal den biblischen Kontext gemeinsam anschauen:

Jesus und die Jünger waren für das Abendmahl in ein vornehmes Haus im Südwesten von Jerusalem eingekehrt.

Sie planten dort, gemeinsam zu essen und Gemeinschaft zu leben.

Im antiken Jerusalem war es in vornehmen Häusern üblich, dass man sich, bevor man sich zu Tisch setzte, seine staubigen Füße von einem Sklaven reinigen ließ.

Das ist also nichts, was jemand, der etwas von sich hält, tun würde! Das ist niederste Arbeit für Unwürdige!

Doch Jesus und seine Jünger hatten keine Sklaven – sie setzten sich also mit staubigen Füßen an den Tisch.

Aber da stand Jesus auf und tat etwas Unvorstellbares: Er zog sein Obergewand, also effektiv seine Weste, aus und zog sich eine Schürze an, wie sie die Sklaven trugen, die normalerweise die Fußwaschungen vornahmen.

Er macht sich dadurch selbst zum Sklaven!

Er goss Wasser in eine Schüssel und begann selbst – ohne Hilfe, nur er allein – seinen Jüngern die dreckigen und staubigen Füße zu waschen – er, der Gastgeber, der Rabbi, der Messias.

Betrachtung der Symbolik der Fußwaschung

Ich möchte kurz unseren gemeinsamen Blick auf diesen „Umkleidungsvorgang“ Jesu richten, da dieser auch eine tiefe Bedeutung hat:

Jesus legt sein Obergewand ab und eine Sklavenschürze an – genauso wie er die göttliche Herrlichkeit abgelegt hat und Mensch geworden ist.

Im Philipperbrief lesen wir:

Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raum, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
Philipper 2, 6–7

Jesus wurde Mensch, um uns Menschen zu dienen und uns zu erlösen – er wurde als Gott zum Knecht.

Aber was ist passiert, als Jesus diese Sklavenschürze anzog?

Das Waschen der Füße ist ein Zeichen für die Reinigung von der Sünde.

Jesus ist für uns auf diese Welt gekommen, ist für uns ans Kreuz gegangen, hat seinen Leib gegeben und sein Blut vergossen, dass er uns von unserer Sünde reinigt.

Johannes schreibt in seinem ersten Brief:

Das Blut Jesu macht uns rein von aller Sünde
1. Johannes 1, 7

Jesus wird also als Gott Knecht und übernimmt als Gott, als der Messias, einen Sklavendienst: Er wäscht uns unsere Füße, wie er uns durch sein Blut erlöst.

Aber kommen wir von unserem Exkurs über das Umziehen wieder zurück zu Petrus Antwort auf Jesu Angebot: "Das geht doch nicht!":

Als Jesus zu Petrus kam, lehnte der Jesu Dienst hart ab:

„Herr, solltest du mir die Füße waschen?“ - Jesus, sein Meister, sein Herr, sein Erlöser, als Sklave, der ihm die Füße wäscht?

Das passt in Petrus Kopf rein gar nicht zusammen – eher sollte Petrus Jesus die Füße waschen!

Doch Petrus verstand nicht, was Jesu Mission war – er hatte vergessen, was Jesus ihm schon mehrmals vorher gesagt hatte.

„Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele“ lesen wir in Markus 10, 45.

Erst nach Jesu Tod am Kreuz werden Petrus und die restlichen Jünger völlig Jesu aufopfernden Dienst verstehen – für den die Fußwaschung ein Zeichen für seine Aufopferung am Kreuz war.

Genau deswegen antwortet Jesus Petrus auch „Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren“.

Transfer vom biblischen Text zu uns

Viele Menschen haben eine ähnliche Haltung wie Petrus.

Sie stört nichts an Jesus, sie verehren ihn vielleicht sogar, aber er soll wie eine Statue auf einem Sockel stehen.

Er soll dieser unerreichbare Gott bleiben, nicht der Knecht, der sich hingebungsvoll für sie aufopfert.

Viele Menschen denken, dass Christsein nur bedeutet, Nächstenliebe zu leben und in aufopfernder Liebe anderen Menschen zu dienen, sie vergessen jedoch meistens, Jesu Aufopferung anzunehmen.

Andere wiederum denken, sie müssten immer alles selbst schaffen.
Selbst für sich sorgen.
Auch sie sträuben sich unterbewusst dagegen, sich von Jesus dienen zu lassen.

Doch Petrus setzt hier noch eine Schippe drauf.

Aus seiner ersten, verständnislosen Frage wird eine empörte Ablehnung:
„Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen!“

Jesu Antwort ist liebevoll, aber genauso direkt wie Petrus’ Frage:
„Wenn ich dich nicht wasche, so hast du keinen Teil an mir.“

Versteht ihr, was Jesus hier sagt?
Versteht ihr es WIRKLICH?

Wer Jesus nicht als Gott in „Knechtsgestalt“ akzeptiert und annimmt, der gehört nicht zu ihm.

Der ist kein Christ.

Denn Christsein bedeutet, Jesu Aufopferung am Kreuz und die Erlösung durch seinen Tod und seine Auferstehung anzunehmen und danach zu leben.

Wer also nicht durch seinen Glauben an Jesus von seinen Sünden reingewaschen wurde, der kann nicht in das Reich Gottes eingehen.

Nur wer Jesu Sühneopfer am Kreuz und seine körperliche Auferstehung im Glauben für sich annimmt, kann Vergebung der Sünden haben.

Deshalb möchte ich euch ermutigen, ganz bewusst zum Abendmahl nach vorn zu kommen, wenn wir den Satz "Kommt, denn es ist alles bereit!" hören.

Als Bekenntnis, dass du das Sühneopfer Jesu annimmst und dir von Ihm im Abendmahl dienen lässt.

Jesus ruft uns doch ganz klar auf, uns von Ihm dienen zu lassen, wenn er sagt: „Nehmt, esst, trinkt, tut solches zu meinem Gedächtnis.“

Doch das hört nicht beim Abendmahl auf – Jesus dient uns in jedem Gottesdienst.

In jedem Gottesdienst ermöglicht er uns durch seinen Heiligen Geist, dass wir seine Worte in der Bibel verstehen können und beschenkt uns mit seiner Gegenwart.

Es ist nie zu spät, sich regelmäßig im Heiligen Abendmahl, im Gottesdienst oder auch nur Zuhause in der persönlichen Bibellese von Ihm beschenken zu lassen.

Das sehen wir auch bei Petrus, der uns da zum Vorbild wird.

In seiner typischen, etwas impulsiven und vielleicht auch etwas extremen Art, vollzieht er eine Kehrtwende um 180 Grad.

Denn Petrus macht keine halben Sachen!

Er will ja zu Jesus gehören – von ganzem Herzen will er das!
Und wenn das nur geht, wenn man sich von ihm waschen lässt, dann soll das auch so sein – „dann aber bitte richtig“ – denkt sich Petrus!

Petrus antwortet Jesus: „Herr, nicht die Füße allein, sondern auch das Haupt.“ - Von Kopf bis Fuß soll Jesus ihn reinwaschen.

Petrus will mehr, als Jesus ihm anbietet.

Nein, Petrus, so war das nicht gedacht.
Es reicht, dass du dir die Füße waschen lässt, wie Jesus das will.

Wie Jesus es will – nur, und wirklich nur darum geht es beim Christ sein.

Und Jesus möchte uns die Füße waschen - er möchte uns durch seinen Tod am Kreuz und sein Blut erlösen.

Und mehr braucht es nicht!

Das geht an Petrus wie an uns heute.

Im Abendmahl - das wir wirklich regelmäßig feiern sollten - dürfen wir immer wieder Jesu Geschenk an uns erkennen und auch daran teilhaben: Die Vergebung unserer Sünden.

Lasst uns keine Scheu vor unserem Gott – Jesus – in seiner Knechtsgestalt haben und uns freudig gleich das Abendmahl gemeinsam feiern.

Gestärkt und neu beschenkt durch Brot und Wein bekommen wir neue Kraft, Jesus immer mehr nachzufolgen.

Denn wenn du dir von Jesus durch sein Opfer am Kreuz dienen lässt, kannst du auch deinen Mitmenschen in und durch seine Liebe dienen.

Amen